Apothekenmuseum Weißenburg

Stiftung Kohl'sche Einhorn-Apotheke

Riechen, was gesund macht(E)

Wie schützten sich die Menschen im 18. Jahrhundert vor grassierenden Seuchen, die als etwas Böses eingestuft waren?
Um dieses Böse abzuwehren verwendete man einen Bisamapfel, auch Pomander genannt. Eine solche Darstellung ist im Weißen-burger Apothekenmuseum im Kräuterbuch von Adam Lonitzer aus dem Jahre 1716 zu sehen. Es handelt sich um eine silberne Kugel, die man mit aromatischen Ingredienzien füllte. Man trug das kleine Gefäß an einer silbernen Kette mit sich herum und roch gelegentlich daran.
Hildegard von Bingen schreibt, dass der Bisamapfel mit Bockshornklee, Muskatnuss, Moschus und gerösteter und pulverisierter Welsleber gefüllt war. Der starke Geruch sollte den bösen Geist vertreiben.
Die Abstandsregel von 1,5 m war damit sicherer einzuhalten als heute!   

 

Frühere Arzneimittel für Tiere

Was wurde nicht alles Anfang des 20. Jahrhunderts in einer Apotheke angefertigt? Es finden sich in verschiedenen Büchern Rezepturen für Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Hunde. Gegen Blähungen, Durchfall, Koliken, Entzündungen, rheumatische Beschwerden und sogar zur Förderung der Brunst wurden Pulver, Tropfen und Fluide hergestellt. Die schönen Verpackungen und Etiketten haben sich bis heute im Apothekenmuseum erhalten.

A propos Tiere: es liegt eine Rezeptur für eine Abkochung vor, die gegen Wanzen hilft: „Man kocht welsches Nußlaub eine halbe Stunde, gießt die Brühe ab und presst den Saft voll aus. Dieses Decoct ist ein wahres Gift für die Wanzen und vertilgt sie mit ihren Nissen. Man streicht es in die Ritzen, wo sie stecken oder bespritzt die Wände stark damit“.

 

 

 

 

Myrrhe ist Arzneipflanze des Jahre 2021

Der Myrrhenbaum aus der Familie der Balsambaumgewächse und sein Harz, besser bekannt als Myrrhe, wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2021 gewählt.
„Sie brachten Weihrauch, Myrrhe und Gold,“ in diesem Sinn wünschen wir eine gesegnete Weihnachtszeit und hoffen auf ein gesundes neues Jahr 2021.     

Auzug aus dem Kreuterbuch des Adamus Lonicerus 1897


Das Mutterkorn "Secale cornutum" 
Die Seuche des Mittelalters

Im Apothekenmuseum ist ein Rezept von 1890 zu sehen, auf dem der damalige Weißenburger Arzt und Geheimrat Dr. Hans Doerfler (1863-1942) Mutterkornpulver verordnet hat. Mit der Entdeckung des Wirkstoffs „Ergotamin“ im Mutterkorn wurde das Mutterkornpulver als Migräne-, Blutstillungs- und Wehenmittel in der Geburtsheilkunde eingesetzt, daher der Name Mutterkorn. Das von Landwirten gesammelte Mutterkorn wurde dem Apotheker gebracht und mit Hilfe der Mutterkornmühle zu Pulver verarbeitet. Die Anzahl der Gefäße zeigen in welchen Mengen die Substanz benötigt wurde. Das Mutterkorn, sieht aus wie ein schwarzes Korn, ist aber ein giftiger Pilz der, wenn der Sommer sehr feucht ist, besonders den Roggen befällt. Fünf bis zehn Gramm frisches Mutterkorn können tödlich sein. Im Mittelalter wusste man nicht, dass es so giftig ist. Oft wurde das mit Mutterkorn verunreinigte Mehl verbacken. Die Folge war, dass nach dem Verzehr vom frisch gebackenen Brot viele Menschen starben. Wie eine Seuche verbreitete sich die Krankheit (die Vergiftung) aus. Die Seuche nannte man „Antoniusfeuer, die Geißel im Mittelalter.“ Die Mönche des Antoniter-ordens, nach dem Hl. Antonius benannt, nahmen sich der Pflege der Kranken an, daher der Name Antoniusfeuer. Der Maler Matthias Grünewald (1480-1528) hat auf dem berühmten Isenheimer-Altar in Colmar, einen Kranken der vom Antoniusfeuer befallen war gemalt, daher wissen wir, wie sich die Vergiftung am Körper zeigte. Durch die Lebensmittelkontrolle und durch technische Verfahren beim Mahlen des Getreides ist die Gefahr der Vergiftung mit dem Mutterkorn gebannt.